Bauwende-Sachsen Camp
2024
in
Weißwasser
Unser erstes Bauwende-Sachsen Camp geht zu Ende und war ein großer Erfolg. Zwei Tage voller Austausch, toller Vorträge, praktischer Workshops und einer fast fertig gebauten Trocken-Trenn-Toilette liegen hinter uns.
In diesem Jahr trafen wir uns im Neufert-Bau in Weißwasser - einem Industriedenkmal der klassischen Moderne in der Lausitz, das von einem engagierten Verein vor dem Verfall gerettet wurde und seither bespielt und revitalisiert wird.
Schon kurz nach unserer Ankunft wurde deutlich - das Wetter würde ungemütlich und einige Aktivitäten, die draußen stattfinden sollten, mussten nach drinnen verlagert werden. So wurde der größte und einzige innenliegende Veranstaltungsraum kurzerhand zoniert und zum Hauptort des Camps. Hier fanden nun also Aufwärm- und Kennenlernspiele statt, wurden Vorträge gehalten, gemütlich in Liegestühlen die Pause verbracht, zwischendurch lange Tafeln fürs Essen aufgebaut, das abendliche Bauwende-Kino veranstaltet und wegen des starken Regens sogar in der Nacht gezeltet. Diese etwas improvisierte Situation zeigte jedoch, wie schön es auch sein kann, wenn alle ein wenig enger zusammenrücken - so entstand schnell eine persönliche Atmosphäre unter allen Teilnehmenden und damit eine tolle Grundlage für einen inspirierenden Austausch.
Am Samstag begrüßte uns bereits besseres Wetter, sodass auch unsere praktischen Bauworkshops im Garten stattfinden konnten.
Neben interessanten Beiträgen und daraus entstandenen Diskussionen gab es parallel eine kleine Ausstellung zu Themen rund um die Bauwende und Akteuren hier in Sachsen im Rahmen der Markt der Möglichkeiten.
Das Programm startete am Freitag Nachmittag mit dem Natural Building Lab der TU Berlin (Sina Jansen und Sophie Blochwitz) und einem Einblick in ihre Reallabore, mit denen sie neue Standards des (Um)Bauens setzen wollen.
Leonie Gleiser (Institut für Baustoffe, TU Dresden) nahm uns in ihrem Vortrag mit in die Welt des 3D-Drucks mit Lehm und machte sowohl Theorie als auch Praxis erlebbar.
Abgerundet wurde die Session mit einem breit gefächerten Werksvortrag des Architekturbüros c/o now aus Berlin, die ihr Verständnis der Architektur und der Architekt:in als politische Akteur:in anhand ihrer Projekte zum Ausdruck brachten.
Der Samstag startete am Vormittag mit einem den Trenntoiletten Workshop begleiteten Vortrag von Architekt Stephan Haman zu den Terra Preta Toilettensystemen. Der Strohbauer und Architekt Werner Ehrich (Architekturbüro Perspektive, Weißenfels) führte uns anschließend in einem anwendungsorientierten Vortrag in das Bauen mit Stroh und Lehm ein. Vertieft wurde das mit einem Input vom Zimmerer Kay Arnswald zum Zirkulären Bauen, der den eigenen Umgang mit bestehenden Gebrauchsgegenständen und -materialien hinterfragen ließ und Anregungen zur kreativen Wiederverwendung und Umnutzung weckte.
Am Nachmittag stellte der ehemalige Bürgermeister von Nebelschütz Thomas Zschornak die enkeltaugliche Ortsentwicklung seiner Gemeinde vor, die sich dort seit über 15 Jahren etabliert und unter anderem ein Bergelager und Permakulturgelände aufgebaut hat.
Den Abschluss der Vortragsreihe am Samstag fand die Architektin und Baubiologin Brit Gühne mit einem Nutzer:innenfreundlichen Vortrag zu gesunden Baustoffen, der uns einen kritischen Blick auf die konventionellen (Bau)Materialien bot und Alternativen aufzeigte.
Außerdem war unser Ziel im praktischen Sinne: der gemeinsame Bau einer Trocken-Trenn-Toilette (Blogbeitrag dazu folgt), der unser langfristiger Beitrag für den Neufert-Bau ist und damit auch noch lange nach unserem Camp bestehen bleibt. Alle, die an diesem Wochenende teilgenommen haben, haben somit einen kleinen Schritt zur Sanitärwende beigetragen :). In einem zweiten Workshop entstanden unter der Leitung des Leipziger Kreativbüros Studio Baustein, das auch unsere Ausstellung professionell begleitet, zahlreiche Klapphocker aus recycelten Materialien.
Was dieses Wochenende besonders gemacht hat, war die Nähe zwischen Vortragenden, Teilnehmenden, Anwohner:innen aus Weißwasser, dem Verein des Neufert-Baus und uns, als Team der Bauwende-Sachsen. Es war toll, mit Menschen aus verschiedenen (Fach)bereichen bzw Altersgruppen und Wohnorten aus Sachsen, Brandenburg und Berlin ins Gespräch zu kommen - denn jede:r kann hier neben den Menschen, die sich beruflich im Planen und Bauen bewegen, etwas dazu beitragen.
Wir freuen uns auf das nächste Camp!
Wenn du Lust bekommen hast das nächste Camp mitzugestalten und eigene Ideen einzubringen, melde dich gerne bei uns! Wir befinden uns aktuell in der Planung für das Camp in diesem Sommer und suchen weiter helfende Hände.
Hier siehst du noch mehr Impressionen als Video.